Acht zu Null

130720 WiiliD SKCup8:0 gegen Sparta Göttingen – ein Ergebnis, dass der Bovender SV nicht alljährlich zu vollbringen vermag. Im Gegenteil: Noch vor drei Jahren stümperte man sich auf dem heimischen C-Platz am Rauschenwasser zu einer 1:9 Niederlage,  welche den Bezirksligaabstieg der gelb-schwarz-orangenen Fußball-Trendsetter final besiegelte. Da scheint es absolut legitim, ein solches Comeback gebührend zu feiern. Rechtsverteidiger Timo Hichert zelebrierte nach Abpfiff unter heldenhaftem Einsatz aller verfügbaren Stimmbänder die lauteste „Humba“ der Stadt. Da zitterten sogar die Wände des Appartements von BSV-Platzwart Pero Dugonjic einige Kilometer entfernt im schönsten Flecken der Erde.  Damit die zahlreich gewonnenen Neu-Fans künftig mitfeiern können (nachdem sie uns jeweils eine Kiste Bier-Brause-Gemisch spendiert haben), gibt es an dieser Stelle exklusiv die Lyrics der Hichert-Humba:

„Bovenden ist ein schöner Fleck!“
„Samstags hauen wir jeden weg“
„Und ham’ wir erst den Sparkassencupsieg“
„Dann sing’ wir unser Lieblingslied“

Doch vor jeder Gesangsstunde muss zunächst hart gearbeitet werden, was am heutigen Nachmittag auf der BSA in Weende in erneut veränderter Aufstellung geschah. Interessiert zwar ohnehin niemanden, aber egal, die Chronistenpflicht ruft: Das verhinderte Brüderduo Gleitze wurde durch Dani El Eid und dem Autor dieser Zeilen ersetzt, auf der „6“ spielte Cano, Benselers Ruben ließ freimütig Tizian Götz auf seiner angestammten Seite den Vorzug, René Hähnel rückte als einzige Spitze eine Position vor und Willy Dellemann nahm El Eids Rolle neben Gerbi Kaplan ein.

Die Umstellungen funktionierten größtenteils recht gut. Zwar konnte Dani El Eid haartechnisch den Verlust von Luca Gleitze nicht in Gänze kompensieren (er gab sich aber auch keine Mühe), doch dafür brachte Willy D. im Mittelfeld Haare ins Spiel. Insgesamt waren wir allerdings nicht nur in den Frisurencharts relativ weit oben anzutreffen, sondern bewiesen auch fußballerisch absolute Babo-haftigkeit. Nach 10-minütiger Aufwachphase, die wir anscheinend jedes Mal zum lockeren Eingrooven benötigen, zogen wir ein flüssiges Kurzpassspiel auf, an dem sich ausnahmslos alle Feldspieler beteiligten. Und nicht nur die: Mathis Gleitze, aufgrund einer legendären Verletzung außer Gefecht gesetzt, gab an der Seitenlinie als Motivator und Betreuer alles. So schnell füllte bislang noch niemand die versifften Plastikpullen wieder auf, da haben sich die Trainingseinheiten gelohnt. Sein Bruder Luca holte sich in Hamburg weilend eine Zerrung im Daumen, als nach 63 Minuten wegen massiver Drückerei die Muskeln „zumachten“. Auch Ruben Benseler absolvierte während der kompletten 90 Minuten ein vorbildliches Aufwärmprogramm und schritt als fleischgewordene Einwechseldrohung die staubig-weiße Christoph Daum-Gedächtnislinie auf und ab.

Auf dem grünen Rasen ergab sich ein vergleichbares Bild. Der Ball lief durch die eigenen Reihen, es wurde schnell und meistens auch direkt gespielt. Alle 8 Treffer sind leider nicht mehr im Gedächtnis haften geblieben, aber zumindest ein herrlicher Lupfer von Willy, zwei tolle Kombinationen über den fastenden Hussein Noureddine und den nicht fastenden Gerbi Kaplan sowie der unfassbare Winkelschlenzer von Timo (nicht fastend, Leibgericht Nudelbox mit Hühnerfleisch) erzielten nachhaltige Wirkung beim staunenden Publikum.

Aber bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen. Noch ist nichts passiert. Wir haben die ersten drei Testspiele siegreich bestritten, viele Sympathien gewonnen, ein gutes Mannschaftsklima etabliert und auch in der mannschaftsinternen WhatsApp-Gruppe eine gesunde Kommunikationsstruktur etabliert. Mit einer Ausnahme: Nach so einem Sieg postet man im Regelfall Bilder von feiernden Fans, Autogramm-schreibenden Spielern, prall gefüllten Mannschaftskassen oder vor Freude weinenden Trainern. Was macht aber ein nicht näher benanntes Mitglied unseres Teams? Er veröffentlicht ein Mannschaftsfoto der unsäglichen „Kickers“, eine finstere Zeichentrickserie aus finsterer Vergangenheit beim finsteren Sender RTL2. Emotionslos gezeichnete Japaner vollführten in dieser Serie absurde Fußballkunststücke, liefen minutenlang mit Ball am Fuß durch eine schlecht animierte Kulisse und sonderten einen peinlichen Dialog nach dem anderen ab. Aber vielleicht sollte dieses Foto auch nur die aktuelle Situation beim BSV konterkarieren – denn mit den verpeilten „Kickers“ haben wir derzeit genauso wenig zu tun wie eine Humba mit entspannter Meditationsmusik.

Wir sehen uns beim Viertelfinale am Montag um 19.30 Uhr im SVG-Stadion!