2. Spiel - 2. Sieg

„Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ ist ein in Fußballerkreisen gerne gehörter Kalenderspruch, wenn es darum geht, alkoholisch unbelastete Nachwuchskräfte in die ritualisierte Welt der Bierkästen-Mathematik einzuführen. Bei einem Sieg „zu Null“ gibt es eine Kiste vom Trainer, gelbe Karte wegen Meckerns macht ebenfalls eine Kiste, für eine rote Karte nach Beleidigungen im Bushido-Style kommen weitere zwei Kisten hinzu. Da ist schon der Rechenschieber gefordert, um die Leber auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten, damit sie rechtzeitig den Wachstumsprozess einläutet.

Ähnlich ergeht es unserem Bovender SV derzeit beim Sparkassen Cup in Weende. Während am vergangenen Sonntag der SCW mit spielerischen Mitteln probierte, unsere intensiv einstudierten taktischen Varianten zu dekodieren, wurden wir am gestrigen Mittwoch vom SSV Nörten primär vor physisch anspruchsvolle Aufgaben gestellt. Mit Zweikampfstärke und robustem Tempofußball versuchte der südlichste Bezirksligist des Landkreises Northeim, die neu formierte BSV-Defensive zu knacken. Doch analog zur Leber, wuchsen auch wir mit dieser Herausforderung: Im Gegensatz zum 2:1-Wahnsinnssieg gegen den SCW verteidigte Tizian Götz gemeinsam mit Ronnie Kürzinger auf den Außenbahnen, René Hähnel rückte ebenfalls ins Team und übernahm die linke Mittelfeldposition von Ruben Benseler, der auf der gegenüberliegenden Seite sein Glück versuchte.

In den ersten 45 Minuten konnten beide Mannschaften noch keine nachhaltigen Akzente setzen, welche die kreischenden Freibad-Terrorkids vom gegenseitigen Beckenrandschubsen ferngehalten und zum Besuch des Sparkassen-Topspiels hin gelotst hätten. Man war auf beiden Seiten vornehmlich auf Sicherheit bedacht und trug die Angriffe mit angezogener Handbremse vor. Einzig Dani El Eid, der aufgrund seiner neuen Mittelfeldposition stets blendend gelaunte Altersweise im Team, hatte eine 100%ige Torchance, als er eine Hereingabe von Gerbi Kaplan knapp über das Tor setzte.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. Der eingewechselte Timo Hichert drehte auf der rechten Seite mächtig auf, man fühlte sich als Beobachter an TV-Werbespots aus den späten Neunziger Jahren erinnert, als ein aufgedreht trommelndes Häschen den Konsumenten von der Langzeitwirkung neuester Duracell-Batterien überzeugen wollte. Ähnlich hochfrequentiert lief Timo die Linie rauf und runter, leitete etliche Angriffe ein und erzielte sogar ein Tor – das 2:0, welches einem frühen Eigentor der Nörtener folgte und für die Vorentscheidung sorgte. Leider verpatzte Timo den abgesprochenen „Kuh-Torjubel“, den er somit lediglich nachträglich zu Protokoll geben konnte: „Der Kuh-Torjubel geht so: Ich falte meine Hände und strecke sie andersrum mit den Handflächen weg von mir und Daumen nach unten aus. Dann spreize ich die Daumen und ein Mitspieler, zum Beispiel Sahin Kaplan macht dann Melkbewegungen, als wären meine Daumen die Zitzen einer Kuh. Ein weiterer Spieler stellt sich dann darunter und trinkt die imaginäre Milch.“ Schade, dieses Schauspiel entging den Fans des „Besonderen Sport Vereins“ BSV. Geplant ist, diesen Jubel zum ersten Mal offiziell irgendwann nach Aufstieg in die Bezirksliga einzusetzen, wenn wir in Landolfshausen auf das Tor mit den glücklichen Kühen hinter dem Zaun spielen.

Kurz vor Schluss nahm die Dramatik unfassbare Ausmaße an. Das Gleitze-Innenverteidigerduo wurde gesprengt, als sich Mathis nach einer Grätsche verletzte und ausgewechselt werden musste. Bruder Luca diagnostizierte fachlich fundiert und mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen. „Mathis hat eine Arsch-Zerrung“. Diese wohl einzigartige Verletzung kann auch nur dem BSV passieren. Man stelle sich vor, das Beispiel mache Schule. BILD titelt: „Arsch-Zerrungsmisere in Dortmund“: Keeper Roman Weidenfeller muss aufgrund einer chronischen Arsch-Zerrung seine Karriere beenden. Für ihn rutscht der jüngst von einer Arsch-Zerrung genesene Langerak in die Startelf.“

Sportlich hielt die zweite Hälfte eine souverän aufspielende Bovender Mannschaft parat, bei der noch nicht alles nach Plan funktionierte, die jedoch in den entscheidenden Momenten cleverer und mit mehr Zug zum Tor agierte und somit verdient gewann. Am Samstag wartet mit Sparta die nächste Aufgabe für das top-motivierte Team – und anschließend womöglich auch für die Leber.

Wer sich vom weiteren Wachstumsprozess der BSV-Leber überzeugen möchte, ist herzlich eingeladen, den 3. Auftritt des BSV beim Sparkassen-Cup am Samstag um 16:00 Uhr auf der BSA Weende live zu verfolgen ;-)