Hosendrama: BSV gewinnt 4:0

150720 Schlechte VorbereitungKurz nach Spielende geschah in der Bovender Kabine das Unfassbare: Torwart Julian Theilen packte die Hose aus dem Trikotsatz nicht etwa in den Mannschaftskoffer, um Platz- und Zeugwart Pero Dugonjic im Stile seines Vorbildes - der Ariel-Werbeikone Klementine (RIP) - ein leuchtendes Wascherlebnis zu ermöglichen. Nein, Julian packte die Hose in seine eigene Tasche und beichtete diese Verfehlung anschließend in der mannschaftsinternen WhatsApp-Gruppe.

Den Spielbericht zum Sieg bei der 2. Mannschaft der SVG habe ich bewusst mit der uninteressantesten Story des Nachmittags begonnen, um die nun folgenden Zeilen im Kontrast dazu noch spannender erscheinen zu lassen. Denn der 4:0-Erfolg bot neben frösteligen Außentemperaturen durchaus heiße Geschichten, um den zusehends Hoffnung gewinnenden BSV-Fan ansprechend zu unterhalten.

Gegenüber dem vergangenen Donnerstag, als der Spitzenreiter Groß Ellershausen bezwungen wurde, nahm das Trainerduo Riedel und Siric nur eine einzige Änderung in der Startelf vor. Für das unmassierte Oberschenkelopfer Lolle Brudniok rückte Dominic Langer neben Hussein Noureddine ins Angriffszentrum. Kevin Hartmann übernahm die Funktion des Live-Tickerers und brillierte mit Literaturherbst-verdächtigen Formulierungen: „Direkt im Anschluss antizipiert Gieße eine Gegnerbewegung großartig, erobert den Ball, lässt einen Gegner per Roulette-Trickbewegung aussteigen...“. Ein echtes Bewerbungsschreiben für den Job des Vereinsreporters und der Beweis, dass der Aggregatzustand von Kevins Magen-Darm-Aktivitäten grippal bedingt das Attribut „undefinierbar“ verdient, die Gehirnwindungen hingegen umso besser funktionieren.

Auf dem Platz lief der Ball ebenfalls sehr flüssig durch die eigenen Reihen, bereits nach 10 Minuten hätten wir mit 2:0 führen müssen. Die Chancenverwertung nahm sich jedoch recht kläglich aus und in der Folgezeit ließen wir die nötige Durchschlagskraft vermissen. Kurz vor der Pause sorgte ein schöner Angriff mit Vorlage von Gerbinho Kaplan für das 1:0 durch Langer, das Kreisauswahltrainer Manni Heyde uns gegenüber wie folgt kommentierte: „SVG steht hinten sehr sicher, das war für Euch der Türöffner.“

Die Tür zum Spielfeld ging auch für den Autor dieser Zeilen auf. Luca Gleitze hatte Mitleid mit mir und verletzte sich in der ersten Halbzeit mutmaßlich bei einem seiner vielen gewonnenen Kopfballduelle am Fuß. ;) Auf dem Platz spielten wir weiterhin munter nach vorne, obgleich die Qualität der Angriffsbemühungen allenfalls durchschnittlich waren. Pep Guardiola würde die abgeklärte, aber wenig spektakuläre Spielweise „Systemfußball“ nennen, unser Vorsitzender Alexander Schneehain wahrscheinlich eher „ungeil, habe ich keinen Bock drauf“ - unser Kapitän Timo Hichert fasste die innere Zerrissenheit bei der Formulierung eines Fazits dagegen treffend zusammen: „Was ist das für ne Stimmung hier? Wir haben gewonnen, Leute.“ Auch nach dem 2:0 und 3:0 durch Gerbi sowie dem 4:0 Schlusspunkt durch Langer wollte keine rechte Freude aufkommen. Die noch am Donnerstag ausgelobte „Trainerkiste, Trainerkiste, hey, hey“ gab es zwar dennoch, aber ansonsten wurde nüchtern analysiert mit Hang zur Phrasendrescherei. Von „Hier musst du auch erstmal gewinnen“ über „wir müssen einfach von Spiel zu Spiel denken“ wurden ohne Ausnahmen korrekte Schlussfolgerungen gezogen.

Und für die Freunde der Statistik gibt es noch ein paar langweilige „Serientrends“, die in ihrer puren Dramatik perfekt mit der eingangs geschilderten Thrillerszene korrespondieren: „Zweites Spiel in Folge zu Null“, „zwei Spiele in Folge gewonnen“, „achtes Spiel in Folge keinen Platzverweis kassiert“, „erstes Spiel in Folge bester Live-Ticker von Kevin Hartmann“ und „dritten Elfmeter in Serie verschossen“.