Gefühlter Sieg dank passender Getränke: BSV feiert Kirmeserfolg

151004 KirmesumzugDie kulturell aufgeschlossenen Neuzugänge beim Bovender SV hatten an diesem Wochenende das große Los gezogen: zum Kennenlernen der allerdörflichsten Gesellschaftsstrukturen wurden sie eingeladen, sowohl den Samstagabend im Kirmeszelt, als auch den Sonntagmittag beim traditionellen Umzug mit ihren Lieblingsmitspielern zu verbringen. Erki Coskun („Ist schon interessant hier.“) und Dominic Reimann („Ist genau mein Ding.“) äußerten sich schon zu früher Stunde regelrecht begeistert über den festlichen Fassanstich, den etliche Bovender Unternehmen mit Freibier-Sponsoring versüßten. Entsprechend feierte die anwesende Mannschaft „Gönner“ Alexander Schneehain mit dem treffenden Ohrwurm „Wir ham’ den besten Anwalt der Weeelt... wir haben Aaaalex Schneehain, Aaaalex Schneehain, Aaaalex Schneehain - oh - oh.“ Textsicher tönte auch nach der vierten Freibierrunde die Huldigung des treuesten weiblichen BSV-Fans aus den Kehlen der Südring-Sängerknaben: „Wir ham die beste Mutter der Welt... Wir haben Heeeeide Hichert....“

Was war zuvor geschehen? Anlässlich des jährlichen Pflichttermins zum schamlosen Gruppenbesäufnis hatten wir weder Kosten noch Mühen gescheut, das komplette Wochenende auf die Feierlichkeiten auszurichten: Das Spiel der 2. Herren wurde auf Mitte November verlegt, die 1. Herren durfte bereits am Samstag gegen den TSV Groß Schneen ihre breit gefächerten Fußballkünste präsentieren, während die Damen als neu gekrönter Spitzenreiter („hey, hey“) ihren unter dem Super-Mario-Mott firmierenden Wagen herrichteten.

Leider setzten wir die Serie der ungeschlagenen Kirmesauftritte nicht fort. Gegen die kampfstarken Gäste aus Groß Schneen schossen wir 90 Minuten lang den Torwart warm, vergaben in Überzahl einen Strafstoß und konnten selbst mit dem spielenden Torwart Timo Hichert in der Schlussphase keinen zählbaren Erfolg erzielen. Timo streifte sich nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Keeper Dominik Hildmann das TW-Shirt über und spielte wie erwartet „Zu Null“. Hildmanns Belastbarkeit konnte am späteren Abend noch verifiziert werden, als Abteilungsleiter Vollbrecht im Festzelt von erleichterten Mitspielern informiert wurde: „Dominik gehts wieder bestens. Er hat ein bisschen was getrunken und haut sich gut gelaunt auf seine Hand.“

Weitere Schadensmeldungen gab es glücklicherweise nicht zu protokollieren, obgleich am Sonntag etliche fadenscheinige Erklärungen für verspätetes Erscheinen beim Dekorieren des Kirmeswagens in die WhatsApp-Gruppe geschrieben wurden: „Spieler XX muss noch intravenös mit Nährstoffen versorgt werden - diese laufen noch durch - deshalb kommen wir später“ bemühte Angreifer Dominic Langer eine medizinisch-fachliche und daher glaubwürdige Formulierung. Moritz Gieße gab sich mannschaftsdienlich: „Ich muss Lolle Brundiok noch nach Baden Baden fahren.“ Ebenfalls „baden“ ging die Kirmes für Kevin Hartmann“, allerdings in eher trüberer Flüssigkeit: „Magen-Darm-Infekt“, lautete die fernmündliche Diagnose zum fröhlichen Gewinn einer Toiletten-Dauerkarte.

Trotz multipler Verspätungen kam unser rustikales Gefährt, mit dem wir uns um den Preis des „Hässlichsten Wagens der Kirmes“ bewarben, leider gut an. Zudem trugen wir die besten Trikots aus 90 Jahren Bovender Fußballgeschichte am Leibe und zeigten den applaudierenden Zuschauern am Straßenrand, wie schnell der Zahn der Zeit sowohl modisch als auch sponsorentechnisch an den teils skurril designten Hemden genagt hatte. „Premium Getränke“ oder „Carry“ zierten so manchen stolzen, biergestählten Männerbauch, doch in der realen Welt fielen beide Sponsoren bereits vor zwei Jahrzehnten der kapitalistischen Wirtschaftslogik zum Opfer. Lediglich das „Eiscafé Venezia“ überlebte jede noch so modische Sauerkirsch-Chili-Karamell-Geschmacksära - gut für jene Kinder am Wegesrand der Kirmes, die von uns Trainingstrikots im Eiscafé-Look überreicht bekamen und sich teilweise ein Loch in den Stoff freuten.

Ob wir nach der Niederlage vom Samstag wenigstens einen Preis gewannen und uns ab sofort die krassesten Kirmeskönige nennen dürfen, stand bei Redaktionsschluss dieses Beitrags noch nicht fest, doch die interne Abstimmung unter den Neuzugängen haben wir bereits für uns entschieden: „Wo bin ich hier nur gelandet?“ fragte Nordlicht Malte Klüver zunächst noch verstört, bevor er nur wenige Stunden später zufrieden räsonierte: „Ist schon ein Träumchen hier. Weltklasse.“