6 Punkte Wochenende

150906 WeendeDrei Wochen lang gab es keinen aktuellen Spielbericht aus dem Lager des Bovender Sportvereins zu lesen. Ein Unding, schließlich wurde jedes x-beliebige „Kack“-Testspiel, wie es im Fußballerdeutsch so schön heißt, unsererseits ausführlich besprochen, während von den ersten Saisonpleiten gegen Weende (Pokal), Lindenberg-Adelebsen und Seulingen keine Stellungnahmen zu lesen waren. Der Grund dürfte jedem BSV-Fan klar sein: Ich bin nach Niederlagen immer zu lange damit beschäftigt, den Mitspielern, Zuschauern, Platzwarten und Trikotwäschern ihre Fehler vorzuhalten, dass die kostbare Freizeit nicht für öffentliche Mannschaftsschelte zur Verfügung steht. Nach den zwei Wochenendsiegen gegen den SC Rosdorf und beim SCW Göttingen nehmen sich die Tastenanschläge jedoch deutlich entspannter aus.

Was war nach der 0:9-Klatsche aka „Lehrstunde“, aka „suboptimale Performance“ nicht alles an Hohn und Spott über uns ergossen worden. Eine Woche lang erhielten wir keine Fanpost mehr, selbst unser treuer Facebook-Nachrichten-Schreiber Volker hielt sich bedenklich zurück. Kein „super timo“ oder „toll daniel“ mehr, selbst die obligatorischen Fragen „wo ist timo“ oder „wann training“ blieben aus. Umso mehr wurde dagegen auf dem Platz gesprochen, die erste Trainingseinheit konnte unter dem Synonym „Krisengespräch mit anschließendem Auslaufen“ zusammengefasst werden. Die Aufarbeitung der Fehler zeigte einhergehend mit einer neuen Taktik Wirkung: Um der Defensive Stabilität zu verleihen, grub das Trainerduo Riedel / Siric den „verstaubten“ Libero aus und besetzte die Position auch folgerichtig mit Petkovic (gegen Rosdorf) und Vollbrecht (gegen Weende) - jenen Spielern, die altersmäßig am Nähesten an einer „staubigen“ Zukunft unter der Erde dran sein dürften.

Mit einer Sonderaufgabe wurde unser Kapitän Timo Hichert betraut. Am Freitag sollte er den Rosdorfer Daniel Ebers ausschalten und da er dieses Projekt erfolgreich abschloss (Ebers = 0 Tore), durfte er gleiches gegen den antrittsschnellen Weender Yannick Timm versuchen. Simo Siric lobte nach Abpfiff: „Daniel, schreib bitte, dass Timo den Yannick gut abgemeldet hat.“ Ein logisches Fazit, schließlich traf Yannick nur zweimal, den dritten Versuch kratzte unser Keeper Dominik Hildmann in letzter Minute aus dem Winkel. Davon abgesehen ist Manndeckung gegen den treffsicheren Angreifer aus Bovendens Süden wirklich nicht „vergnügungssteuerpflichtig“ (um die beliebteste Floskel von Wolff Fuss zu zitieren). Selbst Versuche, ein freundschaftliches Gespräch anzubahnen, wurden von Y.T. ausgeschlagen, stattdessen netzte er zur frühen 1:0 Führung für die Schwarz-Weißen ein: vermeidbarer Ballverlust im Mittelfeld, der abgefälschte Ball springt über Timo hinweg, Vollbrechts angedeutete Todesgrätsche „versandet im Matsch“ - oder vermatscht im Sand - Keeper Dome „Savas“ Hildmann ohne Abwehrchance. Aber die neue Parole unserer immer mehr zu einem echten Team zusammenwachsenden wilden Gruppe lautet nicht mehr „Kopf runter und Taschentuch raus“, sondern „Ärmel hochkrempeln und jetzt erst recht!“. Fast postwendend stokelte Hussein Noureddine technisch gekonnt das Leder zum Ausgleich in die Maschen. Auch die Abwehr stand fortan sicherer, bis auf eine Ausnahme: bei einem Freistoß träumten wir uns in selige F-Jugendzeiten zurück und vergaßen, dass der Ball bereits freigegeben war. Yannick Timm ließ sich die Einladung nicht entgehen, Simo Siric verschluckte sich auf der Bank an einem seiner kroatischen Kultbollos, all derweil der echte „Bollo“ auf dem Spielfeld - Malte Klüver - nach seinem 30%-igen Anteil am zweiten Gegentor fortan bis zum Schlusspfiff nahezu fehlerfrei agierte.

Das 2:2 dann eine Konsequenz unserer dargebotenen Moral: Pascal Schröder, dem am Freitag leider noch ein reguläres Tor aberkannt wurde, durfte seinen ersten Pflichtspieltreffer für die 1. Herren feierten, was er zwei Minuten später sehr eigenwillig mit einer krassen Grätsche auch tat. Die Gelbe Karte nahm er heldenhaft zur Kenntnis, ohne sattsam geübte Verbalinjurien gegenüber dem guten Schiedsrichter auszustoßen. Speziell Luca Gleitze, der 90 Minuten unermüdlich hinter Stephane Fotsing herlief um dessen „Deodorantmarke“ zu erschnüffeln (Arbeitsauftrag von Andreas Riedel), konnte sich bedanken, nach einigen taktischen Fouls farbtechnisch unbescholten vom Platz traben zu dürfen. „Super Schiri“! :)

Bis in die Schlussphase hinein setzten wir alles auf Sieg und obwohl selbst Tippspielgott Moritz Gieße, der unter der Woche einen lausigen Euro um ein 942-faches vermehrte, nicht mehr an die drei Punkte glaubte, sorgte eine wunderbare Kombination über den eingewechselten Lolle „Ich brauche noch zwei Massagen“ Brudniok und Dominic Langer für den umjubelten Siegtreffer.

Sechs Punkte aus zwei Spielen lassen den schwachen Saisonstart am vergesslichen Himmelsfirmament verblassen und wenn wir nicht so poetische Umschreibungen auf Lager hätten, wäre ein lässiges „Läuft bei uns“ die passende Form, einen hoffentlich anhaltenden Trend zu kommentieren: Aus dem talentierten Haufen entwickelt sich langsam eine willensstarke Einheit, in der jeder Spieler für den Nebenmann zu kämpfen bereit ist.