1. Flecken-Cup

150729 Flecken-CupWie kann man ein lockeres Testspiel möglichst medienwirksam anpreisen und künstliche Spannung erzeugen? Zunächst sollte der Gegner aus dem näheren Umfeld stammen, idealerweise ein lokaler Kontrahent sein (SG Lenglern). Dann ist dieses Spiel natürlich nicht unter dem Label „Freundschaftsspiel“ zu listen, sondern als prestigeträchtiger „Cup“ mit griffigem Titel zu präsentieren („Flecken Cup“). Zudem empfiehlt es sich, dem Duell ein paar mehr oder minder interessante Begleitfakten anzudichten: „Der BSV zum ersten Mal mit seinem neuen Team im heimischen Stadion“, „die SG Lenglern bestreitet die Generalprobe für den Bezirkspokalauftakt“, „SGL-Abteilungsleiter Jens Schiele kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück“, „die Einnahmen fließen komplett in die gemeinsame Jugendarbeit beider Vereine“, usw. Dieses Potpourri an explosiver Brisanz mag konstruiert klingen, doch ca. 140 Zuschauer gaben den Organisatoren recht: Das Aufeinandertreffen zwischen dem Bovender SV und der SG Lenglern in der Saisonvorbereitung wurde gut angenommen, die Spielqualität stand der netten Atmosphäre in nichts nach und die Neuauflage im kommenden Jahr ist bereits in trockenen Tüchern. Die erste Auflage des Traditionsspiels ;-) um den „Flecken Cup“ - den Pokal gab es in Form einer gefüllten Kiste Bier - gewann der Bezirksligist aus Lenglern verdientermaßen mit 6:2.

Hätten wir gestern einen Stadionsprecher gehabt und hätte dieser vor Anpfiff die Mannschaftsaufstellungen vorgelesen, wäre den Bovender Fans folgender Megagag aufgetischt worden: „Der BSV spielt im Tor mit Dominik Hildmann, in der Abwehr mit Malte Klüver, Giovanni Santariello und Jonas Lüdecke. Das Mittelfeld besteht aus den Spielern Antonio Zilic, Felix Duhm, Erki Coskun, Max Bieker und Christian Bornmann, im Angriff sorgen Rafael Husigen und Alaa Karim für die Tore, während Pascal Schröder, René Hähnel und Steffen Wiegmann als Wechselspieler parat stehen.“ .... „Entschuldigung, das sind die verletzten und urlaubenden Spieler, die allesamt nicht dabei sind.“ Uns war trotz der Ausfälle durchaus zum Lachen zumute, zumal die Verpflegung vor und nach Spielende mittlerweile auf Landesliganiveau ist. Unsere namentlich ungenannt bleiben wollende Betreuerin hatte selbstgemachten Joghurt mit Früchten serviert, zwei Kisten mit frischen Obstspezialitäten sorgten ergänzend für vitaminreiche Lebensfreude und nach Spielende gab es auch für den Verlierer des geschichtsträchtigen Flecken-Cups eine Kiste kalte Getränke.

Einen echten Kaltstart erwischten wir in der ersten Viertelstunde. Die Gäste aus der Nachbarschaft schnürten uns in der eigenen Hälfte ein und hatten gefühlte 83% Ballbesitz. Zum Glück hatten wir Julian Theilen im Tor, der trotz „Leistenproblemen“ keine „Leistungsprobleme“ hatte, zweimal hervorragend mit der „Leiste“ hielt und damit vorübergehend die „Null“ sicherte. Alexander Schneehain, der es sich als neuer Vorsitzender des Vereins nicht nehmen ließ, kurz vor Anpfiff eine motivierende Ansprache an die Mannschaft zu richten („Leute, wir haben eine geile Mannschaft, haben geile Arbeit geleistet, jetzt will ich geilen Fußball sehen. Gerne auch einen Sieg, aber das Wichtigste ist, auf dem Platz ein Team zu sehen, das geil aufs Fußballspielen ist!“), ahnte Böses, als das Leder im Anschluss an die dritte Ecke der SG erstmals im BSV-Tor einschlug. Das 2:0 stand ebenfalls nicht im Drehbuch, denn A-Junior Marcel Heimbüchel, der den Ball kurz vor der Außenlinie annehmen konnte, sollte ursprünglich von Vollbrecht taktisch gefoult werden. Dieser stürmte jedoch in jugendlicher Leichtsinnigkeit zu schnell auf den nur unwesentlich älteren Heimbüchel zu, lief per Körpertäuschung ins Leere und MH-20, wie ihn seine Fans seit gestern nennen, schlenzte aus 18 Metern gekonnt in den Torwinkel.

Umso mehr bemühten wir in der Folgezeit den Leitspruch Timo Hicherts „Testspiele sind zum Testen da“, lösten uns aus der lethargischen Grundordnung und trugen nun selbst etwas zur flotten Spielstruktur bei. Besondere Freude löste der 1:2 Anschlusstreffer aus - Vorzeige-Albo Arlind Halitaj netzte mit seinem ersten Tor im Seniorenbereich nach Hinterkopf-Vorlage von Kopfballungeheuer Moritz Gieße volley ein. In der zweiten Hälfte testeten dann beide Seiten die Frustrationsgrenzen ihrer Torhüter, wobei Bovenden zu lediglich einem weiteren Tor kam, all derweil der klassenhöhere Fleckenbruder noch viermal treffen durfte. Oftmals kamen wir in den Zweikämpfen jeweils zwei Schritte zu spät, die Rückennummern meiner Gegenspieler konnte ich anschließend im Schlaf herunterbeten (Nummer 4: Erdem Kazan, Nummer 20: Marcel Heimbüchel). Auch der Ex-Bovender „Doktor“ (Zitat Djordje Curcic) Martin Schulz, das „Mädchen für alles“ (Zitat Djordje Curcic), sorgte auf der rechten Seite für ordentlich Druck und stellte den eingewechselten Gastspieler Robert Crespo (genau, den Ex-05er) in den Schatten.

Auch wenn im Überschwang der Freude über die warmen Duschen die Rückmeldung an die lokalen Pressevertreter womöglich übertrieben optimistisch daherkam - „Das Spiel wäre eigentlich 4:4 ausgegangen, wenn wir vorgestern nicht so hart trainiert hätten.“ - dürfen wir mit dem Spiel dennoch zufrieden sein. Die SG Lenglern ist derzeit eine andere Hausnummer, die in der Bezirksliga gewiss für Furore sorgen wird, während wir uns in den kommenden Wochen weiter zusammenfinden werden und nach Rückkehr der 14 fehlenden Spieler noch fokussierter auf den Punktspielauftakt gegen den FC Lindenberg-Adelebsen vorbereiten können.