Wichtiger Sieg im Südharz

150329 SuedharzEine knappe Viertelstunde war gespielt, als Erol „the one but not the only“ Saciri nach einem Foulspiel zu Boden ging. Wir ahnten sofort Schlimmes, schließlich kommentierte er die Grätsche des Gegenspielers nicht mit passenden Worten („Ich möchte dich ausdrücklich bitten, diese Aktionen künftig zu unterlassen!“), sondern deutete unter schmerzhaften Schreien umgehend eine gewünschte Auswechslung an. Ein neuerlicher Rückschlag, der nahtlos unsere andauernde Pechsträhne fortsetzte. Sollte dieser frühe personelle Verlust eine weitere Niederlage einläuten?

Nein, denn am heutigen Nachmittag bewiesen wir (wieder) erlernte mannschaftliche Geschlossenheit, indem zunächst drei eifrige Helfer jeweils zeitgleich einen Krankenwagen herbei telefonierten, der eingewechselte Alaa Karim mit seiner ersten Ballberührung auf den durchstartenden Timo Hichert auflegte und dieser wiederum souverän im Stile eines gelernten Abwehrspielers zur wichtigen Führung einschoss. Alaa Karim? Da mag so mancher Leser verblüfft die Stirn zerkratzen, schließlich stand jener Alaa seit gefühlten 5 Jahren nicht mehr im Aufgebot seines herzgeliebten Bovender SV. Aufgrund der angespannten Personalsituation konnten wir den wuchtigen Sturmtank (Kommentar eines Südharzers: „Guckt mal, der ist groß. Müsst ihr aufpassen!“) kurzfristig reaktivieren - eine „Nacht und Nebel“-Aktion, die Karim mit einer Vorlage sowie einem eleganten Tor kurz vor Schluss prompt rechtfertigte.

Obgleich die Spielanteile ausgeglichen waren, ging es mit einer verdienten 1:0-Führung in die Kabine. Die geschätzten 8 Zuschauer versorgten sich mit geschätzten 8 Bratwürsten, unser ebenfalls „neuer“ alter Betreuer Peter Roskowetz spendierte uns eine Ration geschmacklich ekelhafter Energy-Drinks, die nur deshalb soviel Energie verleihen, weil man den Geschmack möglichst schnell aus dem Mund speicheln möchte. Der frisch geduschte Erol erwartete uns bereits und kommentierte fachkundig: „Jungs, das war richtig geiler Fußball!“ Kurz darauf betrat Coach Gerbi Kaplan die heiligen Katakomben und räsonierte: „Jungs, das war ganz große Scheiße!“ Als gelernte Mathematiker schlussfolgerten wir „Plus mal Minus ergibt Minus“ und nahmen entsprechend demütig die konstruktiven Optimierungsvorschläge auf. Doch bei aller Kritik leitete Gerbi schnell in gewohnten Motivationssprech über, der uns darin bestärkte, noch schneller den Ball laufen zu lassen, weniger mit langen Befreiungsschlägen zu operieren und vor allem Zug zum Tor zu zeigen. Plötzlich lief es tatsächlich noch besser. Das ganze Team bewies Kampfgeist: Dennis rettete zweimal im Eins gegen Eins und das Innenverteidigerduo Nico Hildebrandt / Mathis Gleitze hatte die Südharzer Angriffsmaschine Keven Ball gut im Griff, auch wenn Mathis nach Spielende klagte: „Ich habe Tinnitus, soviel wie der gelabert hat.“ Auf den Außenbahnen sorgten Moritz Gieße und Timo Hichert für Dynamik, René Hähnel und Petko Petkovic eroberten viele Bälle in Zweikämpfen, zentral durfte ich dem erneut spielstarken Erki Coskun den Rücken freihalten und in der Offensive belohnte sich Hussein Noureddine für wochenlang aufopfernden Einsatz endlich mit einem verdienten Tor. Gleiches galt für den bereits sattsam gelobten Alaa Karim, während die im Morgengrauen akquirierten Einwechselspieler Eric Schwarze und Sun Sahin Kaplan schnell Bindung zum Spiel fanden. Eine tolle Mannschaftsleistung, Kompliment vom „Routinier“, wie ich laut eines GT-Berichts zum heutigen Abstiegsduell mittlerweile genannt werde. Deprimierend… zum Glück standen mit Petkovic und Saciri zwei deutlich ältere Spieler in der Startelf, an deren Seite ich mich als personifizierter Jungbrunnen fühlte. Danke, ihr alten Säcke!

Die Reise nach Walkenried hatte sogar auf der Rückfahrt noch einige Highlights zu bieten. Hussein Noureddine schickte per WhatsApp eine Audiodatei, deren unglaublich schlechte Jubelgesänge den Gleitz`schen Tinnitus mutmaßlich noch verstärkten. Abteilungsleiter Wolfgang Hungerland zog im Überschwang der Siegesfreude kurz vor Billingshausen in einer Kurve auf die falsche Fahrspur, was der entgegenkommende PKW-Fahrer mit erschrockender Huperei quittierte. Wolfgang lenkte geschätzte 50cm vor der drohenden Kollision ganz souverän auf die ihm zugedachte Spur und merkte trocken an: „Ich fahre 50 Jahre unfallfrei.“ Auf den berechtigten Einwand meinerseits „Das kann doch der andere Fahrer nicht wissen!“ hatte unser Lieblings-Wolle ebenfalls eine interessante Replik parat, deren Wortlaut allen Mitfahrern aufgrund zwischenzeitlicher Schockstarre leider entfallen ist.

Wohlbehalten, mit 3 Punkten im Gepäck, gehen wir nun in eine kurze Osterpause. Diese fällt bei Erol leider länger aus, denn die spontane Diagnose einer Bänderverletzung bestätigte sich in der Göttinger Klinik - 6 Wochen Pause. Gute Besserung Erol, aber nach dem heutigen Spiel sind wir uns sicher, dass uns auch dieser Rückschlag nicht aus der Bahn wirft.