Wind über Bad Gandersheim...

Sturmtief über Bovenden: keine Punkte beim 0:3

141026 BdGdhm0:3 verloren, nahezu keine Torchance erspielt und letztlich noch mit Glück gesegnet, nicht höher verloren zu haben - wie ist es möglich, unter diesen Vorzeichen einen Spielbericht zu schreiben, mit dem man sich im Mannschaftskreis nicht gänzlich unbeliebt macht? Die Antwort auf dieses vermeintlich unlösbare Problem ist denkbar logisch: Einfach gar nichts über das Spiel schreiben.

Bleiben wir also bei den Randerscheinungen. Noch am Donnerstag stand eine Absage der Begegnung im Bad Gandersheimer Hexenkessel namens „Rudolf-Cahn-von-Seelen" im Raume. Unser umtriebiger Abteilungsleiter Wolfgang Hungerland bekam die Info zugespielt, der Platz sei aufgrund starker Regenfälle unbespielbar und müsse womöglich sogar bis zum Frühjahr gesperrt werden. Doch nachdem sich Hungerland der lokalen Presse gegenüber erleichtert zeigte und auf „fünf verletzte Stammspieler" verwies, weshalb man im Lager der Bovender froh über die Absage sei, ereilte ihn ein neuerlicher Anruf des gegnerischen Platzwartes. Ein unerwarteter „Windsturm" habe den Rasen schlagartig trocknen lassen, so dass dem planmäßigen Anpfiff nichts im Wege stünde. Gedanklich zählten wir schon die infrastrukturellen Schäden, die der Tornado im Northeimer Landkreis verursacht hatte und zogen den Routenplaner zu Rate, wie das vermutlich großräumig gesperrte Katastrophengebiet zu umfahren sei. Und tatsächlich, auch auf dem heimischen Balkon war die Topfpflanze umgekippt, ein bedauernswerter Kollateralschaden des nördlich wütenden Sturmausläufers.

Bei der Mannschaft kam die kurzfristige Spielwiederansetzung nicht besonders gut an. „Ungeil" lautete eine in der internen WhatsApp-Gruppe nicht selten getätigte Kommentierung des terminlichen Wirrwarrs. Andreas Dellemann traf es besonders hart. Unsere Nummer 10 hatte beim Arbeitgeber einen freien Sonntag beantragt, nach der vorläufigen Absage zunächst doch eine Schicht übernommen, nur um sie wenig später kleinlaut wieder abzusagen. „Das kostet dich aber eine Kiste, Wolle!", formulierte er berechtigte Regressansprüche gegenüber dem Bovender Fußballchef, der sich aus Frust über den wundersam getrockneten Rasen seinen traditionsreichen, geschichtsträchtigen Schnäuzer abnahm und am Sonntag mit dieser modischen Trendwende für ein großes „Helau" bei den mitgereisten Bovender Anhängern sorgte.

Entgegen schlimmster Befürchtungen gestaltete sich die Anreise in die Krisenregion relativ unproblematisch. Nur Innenverteidiger und Co-Trainer Yannick Schade forderte eine Mitfahrgelegenheit aus Göttingen an, woraufhin ihm die lieben Mannschaftskollegen flugs den aktuellen Busfahrplan schickten oder die Nummer der Taxizentrale übermittelten. „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde" sagt der Volksmund, auf dessen Abreißkalender auch der Spruch „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben" verewigt ist. Die Reise nach Bad Gandersheim bescherte uns drei unnötige Gegentore und weitere Großchancen des starken Kontrahenten, dem - das sei an dieser Stelle anerkennend erwähnt - fast alles gelang. Positiv ist das Herrendebüt vom Kapitän der A-Junioren Felix Duhm zu erwähnen, in den letzten 30 Minuten im defensiven Mittelfeld einige Zweikämpfe gewann und sich in den sparsamen Spielaufbau einbrachte. Auch Torwart Max Nagels, vor der Saison als Chancenkiller von RW Harste an den Südring gewechselt, bewies auf der ungewohnten Mittelstürmerposition kämpferische Qualitäten, biss sich aber an der robusten Abwehr die Zähne aus. Mut machte zudem das Comeback von Cemil Onal, ein Spielertyp, den der launige Fußballkommentator Fritz von Thurn und Taxis lieben dürfte: „Herrrrlich, diese Grrrrrrätschen..." oder „Da ist er wieder, der kurrrrdische Robustling.." - um nur ein paar leicht abgewandelte Originalzitate des Sky-Urrrrgesteins zu nennen.

Zum Glück pfiff der Schiedsrichter nach 90 „stürmischen" Minuten pünktlich ab und erlaubte uns, vor der nächsten Unwetterfront die Heimat sicher zu erreichen. Schade, dass die verlorenen 3 Punkte jedem Sturm standhalten und bis kommenden Sommer fest in der Tabelle verankert sein werden. Hoffnung machen die Wetterprognosen, denn auf das Tief „Bruno" (zweifacher Bad Gandersheimer Torschütze) soll im Laufe der Woche das Hoch „Erol" folgen.