Hurra, die Fußballsaison geht wieder los! Endlich ist die langweilige Weltmeisterschaft im Partybremsen-Land Brasilien vorbei, so dass wir uns mental voll auf die anspruchsvolle Vorbereitung konzentrieren können, die Neu-Trainer Aco Pelesic vergangene Woche mit spaßigen Medizinball-Staffelläufen eröffnete. Umso überraschter waren wir am gestrigen Abend, als uns auf dem urig-sympathischen Sportplatz am Groner Rehbach kleine, leichte Lederfußbälle erwarteten, die laut den Neuzugängen Octavio Klein und Tim Rodemann „offizielle Spielbälle der Bundesliga“ waren. Entsprechend profimäßig nominierte Muhidin Pelesic, wie er von Personen außerhalb seines Freundeskreises auch genannt wird, einen sage und schreibe 20-Mann starken Kader, der sich geschlossen in die kleine Umkleidekabine quetschte, um eine wahrlich einzigartige Atmosphäre mit hohen Kohlenstoffdioxid- und Stickstoffanteilen zu generieren.
Doch leider durften nur 11 Auserwählte in der Startformation stehen, weshalb die verbliebenden 9 Akteure bereits nach 10 Spielminuten ein konzentriertes Aufwärmprogramm starteten und sich damit an den Worten des Trainers orientierten, er würde bei einer guten Mannschaftsleistung das angesetzte Training am Samstag um 11.00 Uhr streichen. Mit der Vermutung, dieses Versprechen beträfe auch die Ersatzbank, absolvierten wir hinter dem Hagenberger Tor eine dynamische Übungseinheit: Sprints, Steigerungsläufe, 4 gegen 4, 4 gegen 3, bewegungsfreudiges Passspiel – der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Dummerweise entging dem Autor dieser Zeilen dadurch das Geschehen auf dem eigentlichen Spielfeld, wo es nach einer Ecke plötzlich 1:0 für das Team von Oliver Gräbel und Jan Steiger hieß. Unser Neuzugang Serhat Kaplan fand, dieses Gegentor träfe uns se(h)r ha(r)t, womit wir beim Thema mittelmäßig lustiger Wortwitze wären. Denn unser Kader bietet reichlich Stoff, um der Freude an linguistischer Blödelei zu frönen. Yannick Schade verletzte sich kurz vor der Pause. Ziemlich „schade“, äußerte sich Schade im Anschluss des Spiels gegenüber den gar nicht schadenfrohen Mitspielern. Schade, dass manche Eltern bei der Vergabe von Vornamen nicht so recht mitspielen wollten. So wäre der Vorname „Spitzer“ für unseren Keeper Max Nagels angebrachter gewesen: „Der Gegner biss sich an Spitzer Nagel die Zähne aus“ – schöner geht es doch kaum. Oder der Vorname „Brei“ für Keeper Koch: „Viele Kochs verderben nicht nur in der Küche den Brei“ wäre der absolute Knüller, allerdings lautet die Mehrzahl von „Koch“ leider „Köche“, weshalb diese Formulierung nur Grundschülern mit Deutschnote „5“ gestattet ist. „Mal wieder“ als Vorname für Vollbrecht könnte zur logischen Bewertung führen, „sein heutiger Auftritt lässt vermuten, er wolle mit seiner Spielweise indirekt auf den körperlichen Zustand aufmerksam machen: Mal Wieder Voll – brecht, der Knecht.“
Ok, genug der morgendlichen Albernheiten, kommen wir zurück zum Spiel, das nach dem Seitenwechsel weiterhin von beiden Teams höchst engagiert geführt wurde. Einige aggressive Zweikämpfe verdeutlichten, dass es für alle Beteiligten um einen guten Einstieg in die Saison ging, zumal abseits des Sparkasse-Göttingen Cups für den BSV bislang keine weiteren Testspiele terminiert und Chancen zur Findung einer funktionierenden Mannschaft demnach begrenzt sind. Kampf und Einsatz waren jedoch nicht die einzigen Zutaten des Abends, vereinzelt trat auch dezenter Spielwitz zutage. Vor dem Tor fehlte es beiden Seiten allerdings an Abschlussstärke, weshalb es für die Gelb-Schwarzen Abwehrroutinier Petkovic richten musste, der nach einem Eckball zum verdienten 1:1 Endstand einnetzte. Wieder einmal stellte er damit die Berechtigung unseres eigens für Petko komponierten Fangesangs unter Beweis: „Wir ham die beste Abwehr der Welt...wir haben Marijan Petkovic, Marijan Petkovic, Marijan Petkovic oh-oh...“. Dieser war nach diesem bei WhatsApp eingestellten Soundfile derart berührt, dass er mit einem herzergreifenden Antwort-Song konterte: „Europapokaaaaal, Europapokaal, Europapokaaal, Europapokal.“ Ein wahrer Megahit, vorgetragen von einem Weltstar in spe.
Aber da in der Schlussphase auch die restlichen Verteidiger, inklusive des eingewechselten Nils Nagel, wie er von seiner Nachbarsfamilie der Schrauben gerne tituliert wird, einen guten Job machten, konnte Hagenberg nicht mehr zurückschlagen. Auf der Gegenseite hatten wir noch 2-3 gute Torgelegenheiten, aber letztlich reichte das Remis aus, um den trainingsfreien Samstag in trockene Tücher zu bringen.
„Europapokaaaaal, Europapokal!“ – Bis dahin ist es zwar noch ein gutes Stück Medizinballtragen, aber zumindest aus dem Rennen um den Sparkasse Göttingen-Cup sind wir noch nicht raus.