„Ey Junge, schreib mal mehr über das Spiel“, lautet nicht selten ein Hinweis, den ich von Humorabstinenzlern zu hören bekomme. Diese Forderung entbehrt nicht einer gewissen Grundlage, hatte doch der Vorbericht zum Auswärtskick des BSV bei den kampfstarken Desingerödern zu knapp 98,5% aus ultra-langweiligen Floskeln und Nullsätzen bestanden. Allerdings verteilte sich die Schuld an der dargebotenen Langeweile auf mehreren Schultern – nahezu die komplette Mannschaft folgte dem Aufruf, in unserer WhatsApp-Gruppe besonders öde Formulierungen zu posten. Der dümmste Satz sollte mit einem langweiligen Getränk nach Wahl prämiert werden. An dieser Stelle wird nach intensiven Diskussionen der Jury (Selbstgespräche des Autors) der Sieger verkündet: Mathis Gleitze mit „Das Spiel wird so oder so ausgehen.“
Eine ähnlich geschlossene Mannschaftsleistung wollten wir auch heute auf dem Platz zeigen, schließlich fielen mit Rico Weiß und Sebastian Gundelach etablierte Stammkräfte aus. Andererseits zogen wir aus jenem Fakt Hoffnung, dass wir beim Sparkassen-Cup auch ohne die beiden Routiniers beeindruckende Spiele darboten, die als imaginäres Vorbild bei Kabinenansprache und Motivationskreis fungierten.
Überwiegend lief es demnach auch nach dem zuvor ausgeloteten Plan. Auf dem erstaunlich grünenden, edlen Rasen wussten wir unser recht sicheres Passspiel aufzuziehen, das jedoch in den ersten 40 Minuten primär mit Weitschüssen und geschätzten 15 Ecken belohnt wurde. Vor allem Mathis probierte sich mit Gewaltschüssen in Roberto-Carlos-Manier, die trotz dünnerer Oberschenkelkonstitution äußerst gefährlich das Aluminiumgebälk testeten. Noch „geiler“ (oh, peinlicher Ausdruck) war jedoch Mathis Mimik nach den Pfostenknallern, die als „man, sonst gehen die doch immer rein“ zu interpretieren war. Sein wirklich gutes Spiel krönte er dann kurz vor der Pause mit einem stokeligen Stokeltor der Marke „Stokelig“, als eine verunglückte Ecke – Peter Neururer würde sagen „lange im Training einstudiert“ – den Weg durch Freund und Feind fand und schließlich vom erwähnten Power-Shooter aus 80 cm über die Linie gedrückt wurde. War es Schulter, war es Bauch? Wahrscheinlich ein Körperteil, das er selbst nicht kannte. Aber 40 Minuten Pech kehrte das Glück letztlich zur rechten Zeit in die Füße unser aller Lieblingsspieler zurück.
Damit der Artikel nicht zu einer reinen „Mathis-Story“ ausartet, müssen nun auch andere Akteure in den Fokus rücken. Denn generell zeigte das Team eine sehr gute Mannschaftsleistung, es herrschte Ruhe auf dem Platz, man redete positiv miteinander und es traute sich jeder zu, auch mal einen Risikopass zu spielen. Als einzige Motzki-Aussetzer muss „Halt doch mal die Fresse“ verbucht werden. Doch da der zitierte Spieler dies sehr freundlich und empathisch artikulierte, bekommt er nächste Woche beim Training den BSV-Integrationspreis zur Förderung der Sprachkultur verliehen.
In der zweiten Hälfte kamen die defensiv gut sortierten Desingeröder zu einer hochkarätigen Torchance, die Dennis Koch unter Einsatz seiner Schulter vereitelte. Heide Hichert, dankenswerterweise Interims-Zeugwärtin in dieser Saison, ärgerte sich über die Ganzkörperparade, da nun ein Intensivwaschgang mit Vorwäsche ansteht – doch für unseren zuverlässigen Rückhalt ist kein Extra-Dosierung Waschmittel zu schade.
Diese heikle Situation blieb zum Glück der einzige Wackler in der ansonsten sicheren Defensive, aus der heraus nun zunehmend gefährliche Angriffe gefahren wurden. Eine sehenswerte Kombination über die Außenpositionen vollendete nach Vorlage von Timo Hichert erneut Mathis Gleitze, der aber schon genug gelobt wurde. Deshalb lautet das Urteil: Glückstor. In der Schlussphase ergaben sich für unsere Farben mehr Räume, die von Willy Dellemann einmal per Distanzschuss und einmal per Elfmeter genutzt wurden. Für Aufregung sorgte noch ein Foul an Zuschauerin Martina Haehnel, der in den letzten Minuten die Sicht genommen wurde, als sich ein groß gewachsener Einheimischer mit dem Hinweis „mein Platz!“ vor sie stellte. Doch diese Irritation inmitten einer äußerst fairen Atmosphäre (Lob an die Gastgeber und Zuschauer) trug nur unwesentlich dazu bei, unsere Stimmung zu trüben. Somit konnten nach Schlusspfiff prompt wieder fußballfremde Diskussionen geführt werden. Der Autor dieses Berichts überzeugte mit der peinlichen und deshalb unbedingt zitierenswerten Feststellung „Im Eichsfeld schmeckt die Bratwurst am Besten, vor allem in Dransfeld“, während ein anonymisierter Mitspieler von den Vorzügen des China-Restaurants an der Knochenmühle vorschwärmte: „Das ist so geil da, ich bestelle immer die 46.“ – „Was ist denn an der 46 so toll?“ – „Alter, das ist erstmal viel Reis.“ – „Und weiter…?“ – „Ja, und drei Soßen!!!
Wow, bei diesem Soßen-Overkill richten wir die Konzentration lieber auf das Wesentliche: 3 Punkte statt 3 Soßen. So kann es weiter gehen!